Mitte September reifen Hirse, Mais, Sonnenblume und Co bei uns am Ouvertura Feld und die Ernte naht. Wir wollen nun die Gelegenheit nutzen, euch einen Blick hinter die Kulissen des Ouvertura-Getreidebaus zu geben. Schon im Mai hat unsere Hof-Mitarbeiterin Steffi dazu Eindrücke vom Feld gesammelt und einen spannenden Text geschrieben. Viel Spaß beim Lesen!

*** Beitrag von Steffi, Mai 2020 ***

Es sprießt und gedeiht auf unseren Feldern nach den kräftigen Regenfällen der letzten Wochen.

Doch wie funktioniert eigentlich der Ackerbau bei Ouvertura?

Wir arbeiten mit Dammkulturen, einer Anbaumethode, die vor allem in der ökologischen Landwirtschaft viele Vorteile bringt. Bei diesem System werden die Schichten der Erde nur belüftet und nicht umgedreht und vermischt. Dadurch bleibt die natürliche Struktur des Bodens erhalten. Mit dem Häufelpflug werden lockere Dämme gezogen, auf denen die Kultur in Reihen ausgesät wird. Nährstoffe, Sonnenlicht und Wasser können auf diesen Dämmen besser aufgenommen werden, da die Oberfläche durch die Form aber auch die lockere Häufung der Erde vergrößert wird. Auch das Mikroklima wird verbessert, da die Sonneneinstrahlungsintensität nicht überall gleich ist, sondern durch die Struktur der Dämme gebrochen wird.

Grundsätzlich wird der Acker wie folgt für die Einsaat vorbereitet:

Grundbodenbearbeitung:

Der Boden mit den Stoppeln der Vorkultur wird mit den Scharren des Häufelpfluges durchkämmt. Dabei werden die Wurzeln der Beikräuter aus dem Boden gezogen. Eine Kettenschleppe am hinteren Ende des Häufelpfluges zieht die gelösten Wurzeln und Pflanzenkörper vom Acker. Diese Arbeit sollte an einem Tag verrichtet werden, auf den mindestens 1-2 heiße, trockene Tage folgen, damit all die an die Oberfläche gebrachten Wurzeln und Keimlinge der Beikräuter vertrocknen und nicht wieder einwurzeln. Für diese Arbeit braucht Willi (unser Traktor) seine breiten Bearbeitungsreifen.

Dämme ziehen:

Der nächste Schritt, nachdem die herausgezogenen Beikräuter abgetrocknet sind ist das Dämme ziehen. Dafür müssen die Reifen auf die schmalen Kulturreifen gewechselt werden um in den Rillen zwischen den Dämmen fahren zu können. Mit den Scharren werden die Rillen gezogen und die Häufelkörper häufeln die Erde in Dämme.

Je nach Beikraut Intensität werden diese zwei Schritte wiederholt, um eine gute Voraussetzung für die Saat zu schaffen.

Vor 3 Wochen haben wir die letzte Sommerackerkultur in den Boden gebracht, unsere geliebte Hirse. Diese wird noch etwas brauchen, bis sie ihre Blätter aus dem Erdreich streckt, aber wie anderen Kulturen wachsen prächtig vor sich hin. Vor allem der Hafer, der ganz neu in unserer Fruchtfolge ist und wir daher mit Spannung seine Entwicklung beobachten, macht sich erstaunlich gut. Diese Kultur hat uns am Anfang viel Schweiß und Nerven gekostet, da das Einsäen von länglichem, bespeltztem Getreide mit unserer Sämaschine nicht möglich ist. Die Körner verkeilen sich ineinander und verstopfen die Ausgangslöcher der Sämaschine. Da wir diese Kultur aber dennoch unbedingt auf unseren Böden testen wollten und auch in Hinblick auf eine Flockenquetsche und Getreideflocken im Kistl, Hafer ideal wäre, haben wir kurzfristig entschieden den Hafer händisch einzusäen. Das war eine ziemlich harte Arbeit, aber es hat sich gelohnt.

Das Wetter spielt auch jetzt leider nicht in unsere Karten, hinsichtlich der mechanischen Unkrautbekämpfung. Der Regen, der im März und April gefehlt hat, beglückt uns jetzt intensiv bzw. gibt es zu wenige Sonnentage. Dadurch sind unsere Böden zu nass um ins Feld zu fahren, sie würden sie verdichten wenn wir sie mit dem schweren Traktor bearbeiten würden. Neben dem vielen Regen gab es hier draußen letzten Monat ziemliche Unwetter mit Hagel. Leider hat er unsere Maispflänzchen in Ihrer anfälligsten Lebensphase erwischt.

Trotz dieser kleinen Alltagswidrigkeiten sind wir sehr zufrieden mit der Entwicklung unserer Feld- und Gartenfrüchte. Es ist eine Freude, sie bei Ihrem Wachstum zu begleiten!