Die Solawi Ouvertura liebäugelt schon länger mit der Süßkartoffel. Und sie ist damit nicht alleine. In Österreich widmen sich in den letzten Jahren mehr und mehr Betriebe dem Anbau dieser köstlichen Knolle – was nicht zuletzt deshalb möglich wird, weil die Temperaturen steigen. Doch mit der Wärme kommt oft auch die Trockenheit, und unberechenbare Wetterereignisse machen den Anbau schwer. Nun entstehen bei Ouvertura ganz besondere Beete: Mit dem Einsatz von Pflanzenkohle wollen wir die Möglichkeit der Erde verbessern, das wertvolle Wasser zu halten, und gelichzeitig im Boden Kohlenstoff binden. Wie das mit einfachsten Mitteln funktionieren kann, will euch die Permakultur-begeisterte Ouvertura Mitarbeiterin Sara in diesem Beitrag zeigen.

1) Wir nehmen stacheligen Strauchschnitt, den wir nicht kompostieren können, dazu noch etwas Holz aus unserem Wald und machen daraus Pflanzenkohle. In einer Feuergrube, dem sogenannten „Kontiki“, entzünden wir ein Feuer und legen schnell immer wieder kleine Teile nach. So kommt weniger Sauerstoff an den Strauchschnitt und das Holz. Was nun passiert: Der Kohlenstoff, der zum Verbrennen Sauerstoff braucht, bleibt zurück. Aber andere Holzgase, die leichter entzündlich sind, verbrennen. Es verbindet sich nur wenig C Kohlenstoff mit O Sauerstoff zu CO². Das C bleibt als Pflanzenkohle in der Grube liegen. Wir haben also erst mal ein Feuer, das weniger CO² Ausstoß verursacht als herkömmliche Lagerfeuer. Das Stockbrot, das wir darüber backen, schmeckt aber mindestens genauso gut. Und am nächsten Tag ernten wir aus der Grube die Hauptdarstellerin des zweiten Akts: Die Pflanzenkohle

2) Unsere Pflanzenkohle kann allerhand: Wie ein Schwamm mit unzähligen winzigen Poren kann sie unglaubliche Mengen Wasser binden. Wenn wir sie in unsere Beete einarbeiten, speichert sie den Regen, der bei uns im südlichen Wiener Becken spärlich fällt, für lange Zeit. In ihren Poren wimmelt es auch von nützlichen Bakterien, Pilzen und Kleinstlebewesen. Damit ist sie ein wichtiger Rückzugsort für all die kleinen Helfer, die aus Lehm und toten Pflanzenresten den wertvollen Humus aufbauen – gesunden, lebendigen Boden für die Pflanzen, die uns ernähren. Außerdem kann sie wunderbar Stickstoff an sich binden und ihn wieder abgeben. Stickstoff ist einer der wichtigsten Pflanennährstoffe überhaupt. Man kann die Pflanzenkohle also wie eine Art Batterie mit Nährstoffen aufladen, indem man sie in Brennesseljauche oder Tiermist durchziehen lässt. Also einmal kurz laden und ab ins Beet mit der Pflanzenkohle!

3) Wenn wir unsere Beete anlegen, drehen wir die Erde nicht um. Denn jedes der kleinen Lebewesen, Mikroben und Pilzgeflechten hat seinen speziellen Platz, und dieses fein abgestimmte Gefüge wollen wir nicht unnötig durcheinanderbrngen. Wir lockern unseren Boden hier, indem wir die oberste Schicht mit einer Schaufel zur Seite geben. Dann lockern wir den Boden darunter mit einer Gabel. nun kommt unsere Kohle ins Spiel: Sie kommt zwischen diese beiden Schichten als langfristiger Speicher für Nahrstoffe und Bodenleben. Und nun kommt die oberste Bodenschicht wieder drauf. Fertig ist das CO² bindende, Wasserspeichernde Süßkartoffelbeet mit extra fluffiger Erde voller Mikroorganismen.

Nun warten wir nur noch die Eisheiligen ab, bevor unsere jungen Süßkartoffelpflänzchen ins Freie dürfen. Eigentlich fühlen die sich ja in den Tropen besonders wohl. Doch genauso wie die trockenheitresistente Hirse ist die wärmeliebende Süßkartoffel bei uns am Feld angekommen. Sie ist wohl gekommen, um zu bleiben.